Frederik Ramm
2006-11-04 22:53:57 UTC
Hallo,
folgende (natuerlich voellig hypothetische...) Story:
Max Musterpilot prueft am Abflugplatz kurz das Wetter - aufziehende
Wolken am Platz, aber fliegbar, grosser Platz unterwegs und Zielplatz
haben CAVOK, Flugzeit ist nur 1h in der PA-28, auf dem Hinweg vor
drei Stunden gings ja auch. Ab in den Flieger und los.
Nach rund 5 Minuten Flugzeit und in rund 2000ft AGL ist Max in der
Suppe unterwegs. Was fuer sein wenig geuebtes Auge aussah wie ein
Regenschauer, durch den man sofort durch ist, ist irgendwie doch
zaeher und nebliger; drunterbleiben hiesse rapide sinken, vom Start-
platz trennen ihn mittlerweile auch unangenehm aussehende Nebel-
schwaden. Max fliegt nicht wirklich in Wolken, aber ziemlich sicher
unterhalb von Sicht- und Wolkenabstandsregeln, die zu einem VFR-Flug
im Luftraum E gehoeren. Bodensicht hat er nur noch mit viel Phanta-
sie, und in jeder Richtung, die er einschlagen koennte, sieht es aus,
als koennte man sich schnell mitten in Wolken befinden.
Nicht, dass Max fuerchten wuerde, in den Wolken die Orientierung zu
verlieren - er hat sogar ein auslaendisches Instrument Rating -, aber
dies sollte ein VFR-Flug werden, es wurde kein Flugplan aufgegeben,
und das Routing besteht aus munter in die Karte gemalten Strichen,
die "Visual Reference Points" verbinden. Ausserdem ist sein IR nicht
current, das Flugzeug hat keine IFR-Zulassung, und es sind keine
IFR-Streckenkarten vorhanden. An einen legalen Flug nach Instrumenten-
flugregeln ist folglich nicht zu denken.
Die Suppe wird indes nicht besser. "Climb, Confess, Comply" geht es
Max durch den Kopf. Aber ueber ihm sind Wolken - und da, wo er gerade
fliegt, ist es gerade noch so, naja, starker Nebel und eben keine
Wolke. Sollte er nicht, bevor er sich nun tatsaechlich in die Null-
sicht begibt, ERST mit den Leuten am Funk reden? Und wenn ja, wie?
Gleich mit einem "Pan-Pan" beginnen? Und was sagen? D-EABC, unable
to remain VFR, request vectors for better weather? Oder einfach nur
"holt mich hier raus"? Oder doch am besten selbst konkret ueberlegen,
was man tun will, und dies dann nur kommunizieren (D-EABC, unable to
remain VFR, climbing 5000 and flying direct <Name eines VORs>), auf
die Gefahr hin, dass man vielleicht etwas macht, was mehr stoert als
eine von FIS vorgegebene Prozedur?
Vor seinem inneren Auge sieht Max schon IFR-Verkehr seine Bahn kreu-
zen - wer erwartet ihn hier schon in der Suppe kreisend?
Da entdeckt Max im Tal eine Autobahn, der er in geringer Hoehe aus
dem schlechten Wetter heraus folgen kann, und in der Tat, nach
weiteren 10 Minuten ist der Spuk vorbei, und in CAVOK geht es zum
Heimatplatz.
----------------
Ok. Dass das alles gar nicht erst haette passieren duerfen, ist klar;
Max hat seinen Flug unzureichend vorbereitet, sich von der "get-home-
itis" in das schlechte Wetter jagen und sich noch dazu den Rueckweg
abschneiden lassen.
Aber einmal angenommen, die rettende Autobahn waere nicht da gewesen;
in welcher Weise haette Max seine Situation dem FIS mit der notwendigen
Dringlichkeit (= "dieser Flug kann nicht legal fortgesetzt werden")
und zugleich Gelassenheit (= "das heisst aber nicht, dass ich hier
gleich aus den Wolken falle") schildern sollen, und welche Behandlung
haette er daraufhin vermutlich erfahren?
Bye
Frederik
folgende (natuerlich voellig hypothetische...) Story:
Max Musterpilot prueft am Abflugplatz kurz das Wetter - aufziehende
Wolken am Platz, aber fliegbar, grosser Platz unterwegs und Zielplatz
haben CAVOK, Flugzeit ist nur 1h in der PA-28, auf dem Hinweg vor
drei Stunden gings ja auch. Ab in den Flieger und los.
Nach rund 5 Minuten Flugzeit und in rund 2000ft AGL ist Max in der
Suppe unterwegs. Was fuer sein wenig geuebtes Auge aussah wie ein
Regenschauer, durch den man sofort durch ist, ist irgendwie doch
zaeher und nebliger; drunterbleiben hiesse rapide sinken, vom Start-
platz trennen ihn mittlerweile auch unangenehm aussehende Nebel-
schwaden. Max fliegt nicht wirklich in Wolken, aber ziemlich sicher
unterhalb von Sicht- und Wolkenabstandsregeln, die zu einem VFR-Flug
im Luftraum E gehoeren. Bodensicht hat er nur noch mit viel Phanta-
sie, und in jeder Richtung, die er einschlagen koennte, sieht es aus,
als koennte man sich schnell mitten in Wolken befinden.
Nicht, dass Max fuerchten wuerde, in den Wolken die Orientierung zu
verlieren - er hat sogar ein auslaendisches Instrument Rating -, aber
dies sollte ein VFR-Flug werden, es wurde kein Flugplan aufgegeben,
und das Routing besteht aus munter in die Karte gemalten Strichen,
die "Visual Reference Points" verbinden. Ausserdem ist sein IR nicht
current, das Flugzeug hat keine IFR-Zulassung, und es sind keine
IFR-Streckenkarten vorhanden. An einen legalen Flug nach Instrumenten-
flugregeln ist folglich nicht zu denken.
Die Suppe wird indes nicht besser. "Climb, Confess, Comply" geht es
Max durch den Kopf. Aber ueber ihm sind Wolken - und da, wo er gerade
fliegt, ist es gerade noch so, naja, starker Nebel und eben keine
Wolke. Sollte er nicht, bevor er sich nun tatsaechlich in die Null-
sicht begibt, ERST mit den Leuten am Funk reden? Und wenn ja, wie?
Gleich mit einem "Pan-Pan" beginnen? Und was sagen? D-EABC, unable
to remain VFR, request vectors for better weather? Oder einfach nur
"holt mich hier raus"? Oder doch am besten selbst konkret ueberlegen,
was man tun will, und dies dann nur kommunizieren (D-EABC, unable to
remain VFR, climbing 5000 and flying direct <Name eines VORs>), auf
die Gefahr hin, dass man vielleicht etwas macht, was mehr stoert als
eine von FIS vorgegebene Prozedur?
Vor seinem inneren Auge sieht Max schon IFR-Verkehr seine Bahn kreu-
zen - wer erwartet ihn hier schon in der Suppe kreisend?
Da entdeckt Max im Tal eine Autobahn, der er in geringer Hoehe aus
dem schlechten Wetter heraus folgen kann, und in der Tat, nach
weiteren 10 Minuten ist der Spuk vorbei, und in CAVOK geht es zum
Heimatplatz.
----------------
Ok. Dass das alles gar nicht erst haette passieren duerfen, ist klar;
Max hat seinen Flug unzureichend vorbereitet, sich von der "get-home-
itis" in das schlechte Wetter jagen und sich noch dazu den Rueckweg
abschneiden lassen.
Aber einmal angenommen, die rettende Autobahn waere nicht da gewesen;
in welcher Weise haette Max seine Situation dem FIS mit der notwendigen
Dringlichkeit (= "dieser Flug kann nicht legal fortgesetzt werden")
und zugleich Gelassenheit (= "das heisst aber nicht, dass ich hier
gleich aus den Wolken falle") schildern sollen, und welche Behandlung
haette er daraufhin vermutlich erfahren?
Bye
Frederik
--
Frederik Ramm ## eMail ***@remote.org ## N49°00.09' E008°23.33'
Frederik Ramm ## eMail ***@remote.org ## N49°00.09' E008°23.33'