Discussion:
Bremsklappen & Querruderwirksamkeit
(zu alt für eine Antwort)
Bernhard Reinhardt
2003-07-01 14:45:40 UTC
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Hallo,

ich habe schon öfters gesehen und auch gelesen, dass manche Segelflieger
die Bremsklappen beim Anschleppen leicht ausfahren. AFAIK soll das die
Querruderwirksamkeit verbessern. Ich wusste auch mal eine Erklärung
dafür. Und genau da liegt mein Problem: Wusste. KannŽs mir bitte nochmal
jemand erklären.

Gruß

Bernhard
--
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est modus matulae - dt. es gibt auch ein Maß für den Nachttopf
Viel Spaß beim Interpretieren...
Rainer Walda
2003-07-01 15:29:58 UTC
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Hallo Bernhard!
Post by Bernhard Reinhardt
ich habe schon öfters gesehen und auch gelesen, dass manche Segelflieger
die Bremsklappen beim Anschleppen leicht ausfahren. AFAIK soll das die
Querruderwirksamkeit verbessern. Ich wusste auch mal eine Erklärung
dafür. Und genau da liegt mein Problem: Wusste. KannŽs mir bitte nochmal
jemand erklären.
Da sehr viele (wenn nicht die meisten) Kunststoffsegelflugzeuge auch für den
F-Schlepp nur eine Schwerpunktkupplung haben fahren sie beim Anrollen und
straffen des Schleppseiles die Bremsklappen aus die mit der Radbremse
gekoppelt ist um zu verhindern daß das Segelflugzeug das Schleppseil beim
Straffen überrollt. Man verhindert damit daß das Seil durch den Zug schräg
nach hinten aus der Schleppkupplung fällt (Bei der Schwerpunktlupplung
öffnet die Küpplung im Windenschlepp bei einem gewissen Zugwinkel des Seiles
schräg nach hinten automatisch)

Die Bremsklappen haben in keinem Fall einen positiven Einfluß auf die
Querruderwirksamkeit!

Ich hoffe daß Dir meine erklärung weiterhilft.

Grüße aus Graz,
Rainer
Oliver Trujillo
2003-07-01 17:04:39 UTC
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Post by Rainer Walda
Die Bremsklappen haben in keinem Fall einen positiven Einfluß auf die
Querruderwirksamkeit!
Hallo Rainer,
die Bremsklappen haben keinen Einfluss auf die Querruderwirkung, aber sie
können verhindern, dass Du sie (die Querruder) überhaupt brauchst.
Beim Anschleppen werden die Flügel des Segelflugzeuges in den meisten Fällen
nicht gleichmäßig vom Motormaschinenquirl angeblasen. Der Flügel, auf den
der Luftstrom trifft, erzeugt Auftrieb (soll er ja auch tun). Der andere
Flügel produziert aber weniger Auftrieb und schon liegt die Fläche im Gras.
Fahre ich nun die Bremsklappen aus, zerstöre ich einen großen Teil des durch
den Propellerluftstrom produzierten Auftrieb, und die Tendenz, dass die
Fläche ins Gras fällt, ist wesentlich geringer.
Gerade wenn man mit einem Flugzeug ohne Wölbklappen hinter einem Flugzeug
mit viel Leistung z.B. Wilga hängt, wird der Start mit Bremsklappen
wesentlich entspannter.

Gruß aus Braunschweig
Oliver
Rainer Walda
2003-07-01 17:24:01 UTC
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Hallo Oliver!
Post by Oliver Trujillo
Gerade wenn man mit einem Flugzeug ohne Wölbklappen hinter einem Flugzeug
mit viel Leistung z.B. Wilga hängt, wird der Start mit Bremsklappen
wesentlich entspannter.
Ich hatte leider nie das Vergnügen hinter so einem kräftigen Schlepper zu
hängen...(max. Super Cub und Robin)
So konnte ich den Einfluß des Propellerstrahls auch nie wirklich erfahren.
Vielleicht waren unsere Schleppseile auch länger.

Im Großen und Ganzen klingt Deine Erklärung aber auch für mich sinnvoll.

Grüße,
Rainer
Malte H. Höltken
2003-07-02 00:59:13 UTC
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Post by Oliver Trujillo
Post by Rainer Walda
Die Bremsklappen haben in keinem Fall einen positiven Einfluß auf die
Querruderwirksamkeit!
Hallo Rainer,
die Bremsklappen haben keinen Einfluss auf die Querruderwirkung, aber sie
können verhindern, dass Du sie (die Querruder) überhaupt brauchst.
Beim Anschleppen werden die Flügel des Segelflugzeuges in den meisten Fällen
nicht gleichmäßig vom Motormaschinenquirl angeblasen. Der Flügel, auf den
der Luftstrom trifft, erzeugt Auftrieb (soll er ja auch tun). Der andere
Flügel produziert aber weniger Auftrieb und schon liegt die Fläche im Gras.
Fahre ich nun die Bremsklappen aus, zerstöre ich einen großen Teil des durch
den Propellerluftstrom produzierten Auftrieb, und die Tendenz, dass die
Fläche ins Gras fällt, ist wesentlich geringer.
Gerade wenn man mit einem Flugzeug ohne Wölbklappen hinter einem Flugzeug
mit viel Leistung z.B. Wilga hängt, wird der Start mit Bremsklappen
wesentlich entspannter.
Gruß aus Braunschweig
Oliver
Das kann doch nicht sein, da die Bremsklappen immer noch symmetrisch
ausfahren und damit symmetrisch Auftrieb zerstören, was bedeutet daß die
prozentuale Auftriebsvereilung beider Flächen gleich bleibt.
Und die Bremsklappen müssten auf die Querruderwirksamkeit in dem Sinne
einen Einfluss haben, als dass der Auftrieb, der von der Fläche erzeugt
wird bei ausgefahrenen Bremsklappen an den QR prozentualer höher sein
müsste als bei eingefahrenen, da ja bei ausgefahrenen BK ein Teil der
auftriebsbringenden Flächen abgeschattet wird.

Dürfte überigens nichts bei meinen
Lieblings-Hinterkantendrehbremsklappen bewirken, da hier kein
Auftriebsverlust stattfindet.

Grusz,
Malte
--
"Meine Reflexe sind miserabel. Einmal bin ich von einem
Auto überfahren worden, das einen Platten hatte und von
zwei Typen geschoben wurde." Woody Allen
Bernd Dorien
2003-07-02 07:17:44 UTC
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Post by Malte H. Höltken
Das kann doch nicht sein, da die Bremsklappen immer noch symmetrisch
ausfahren und damit symmetrisch Auftrieb zerstören, was bedeutet daß die
prozentuale Auftriebsvereilung beider Flächen gleich bleibt.
Vorsicht: der Propellerstrahl wird oft vom Wind "leicht" versetzt,
so dass im ersten Moment eine Flaeche stark angeblasen wird,
die andere gar nicht. Die "symmetrischen" Bremsklappen
koennen aber nur da Auftrieb kaputtmachen, wo auch welcher ist :-)

Gruss,
Bernd
Oliver Trujillo
2003-07-02 07:58:01 UTC
Permalink
Post by Malte H. Höltken
Das kann doch nicht sein, da die Bremsklappen immer noch symmetrisch
ausfahren und damit symmetrisch Auftrieb zerstören, was bedeutet daß die
prozentuale Auftriebsvereilung beider Flächen gleich bleibt.
Moin Malte,
das ist richtig: Bremsklappen fahren symmetrisch aus, aber wie schon gesagt
trifft der Propellerstrahl vom Flugzeug bedingt durch den Wind meist nicht
symmetrisch auf beide Flügel des Segelflugzeuges. Nehmen wir mal den Fall
an, dass er nur auf einen Flügel trifft. Dieser Flügel produziert jetzt
sagen wir mal 100 N Auftrieb, der andere Flügel 0 N. Die Bremsklappen machen
nun an beiden Flügeln Auftrieb "kaputt". Dann haben wir 70 N auf der einen
und 0 N auf der anderen Seite. Nun ist die Rolltendenz geringer.
Post by Malte H. Höltken
Und die Bremsklappen müssten auf die Querruderwirksamkeit in dem Sinne
einen Einfluss haben, als dass der Auftrieb, der von der Fläche erzeugt
wird bei ausgefahrenen Bremsklappen an den QR prozentualer höher sein
müsste als bei eingefahrenen, da ja bei ausgefahrenen BK ein Teil der
auftriebsbringenden Flächen abgeschattet wird.
Macht das einen Unterschied? Dass der Auiftrieb prozentual höher ist? Ich
glaube nicht, dass ausgefahrene Bremsklappen die Querruderwirkung erhöhen,
eher das Gegenteil. Die Bremsklappen beziehen ja einen großen Teil ihrer
Wirkung durch die Veränderung der Auftriebsverteilung und somit der Erhöhung
des induzierten Widerstandes.
Post by Malte H. Höltken
Dürfte überigens nichts bei meinen
Lieblings-Hinterkantendrehbremsklappen bewirken, da hier kein
Auftriebsverlust stattfindet.
Deine Hinterkantendrehbremsklappen würde ich beim F-Schlepp-Start nicht
auffahren. Das hätte wahrscheinlich wegen der Auftriebserhöhung genau den
nicht erwünschten Effekt des Flügelablegens zur Folge.

Gruß
Oliver
Thomas Gutermuth
2003-07-02 20:56:22 UTC
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......
Die Bremsklappen haben in keinem Fall einen positiven Einfluß auf die
Querruderwirksamkeit!
Ich hoffe daß Dir meine erklärung weiterhilft.
Grüße aus Graz,
Rainer
Hallo Rainer,

diese Aussage kann ich so nicht stehen lassen. Dazu aus dem Flughandbuch der
LS3a :

Flugzeugschlepp:
a) Trimmung leicht Kopflastig
b) Wölbklappenstellung im Startvorgang solange um 0 Grad, bis gute
Querruderwirksamkeit erreicht ist. Zusätzlich läßt sich die Querruderwirksamkeit

beim Anrollen durch leichtes Ausfahren der Bremsklappen deutlich verbessern.
Kurz vor dem Abheben sind sie dann wieder einzufahren.
c) ....

Im Handbuch der LS4a steht ebenfalls, der Satz mit den Bremsklappen.Die
Radbremse ist bei beiden Fliegern an den Seitenruderpedalen. Aus eigener
Erfahrung kann ich nur sagen, das bei meiner ASW20 die Bremsklappen sich ganz
deutlich bemerkbar machen.

Gruß
Gudi
Rainer Walda
2003-07-03 11:55:21 UTC
Permalink
Hallo Gudi!
Post by Thomas Gutermuth
diese Aussage kann ich so nicht stehen lassen. Dazu aus dem Flughandbuch der
a) Trimmung leicht Kopflastig
b) Wölbklappenstellung im Startvorgang solange um 0 Grad, bis gute
Querruderwirksamkeit erreicht ist. Zusätzlich läßt sich die
Querruderwirksamkeit
Post by Thomas Gutermuth
beim Anrollen durch leichtes Ausfahren der Bremsklappen deutlich verbessern.
Kurz vor dem Abheben sind sie dann wieder einzufahren.
c) ....
Im Handbuch der LS4a steht ebenfalls, der Satz mit den Bremsklappen.Die
Radbremse ist bei beiden Fliegern an den Seitenruderpedalen. Aus eigener
Erfahrung kann ich nur sagen, das bei meiner ASW20 die Bremsklappen sich ganz
deutlich bemerkbar machen.
Man lernt nie aus - Ich gebe Dir recht - so sieht die Sache ganz anders aus.
Wie auch im nachstehenden Thread beschrieben sind die Klappen doch recht
sinnvoll.

Ich muß zugeben daß ich weder ein LS-Flugzeug geflogen bin noch die ASW20.
Meine Wölbklappenerfahrung beruht rein auf der ASH25M (wirklich!) und da ist
die Situation beim Start nach meiner Erfahrung und im Vergleich zu den
beschriebenen Flugzeugen bedingt durch die große Spannweite etwas anders.
Wir stellen die Wölbklappen, so wie die Querruderwirkung da ist, so bald als
möglich positiv um das Hauptrad so früh als möglich zu entlasten. (Sowohl im
Schlepp als auch beim Hilfsmotorstart ist ja nie ein wirklicher
Leistungsüberschuß für die ASH25M da)

Grüße aus Graz,
Rainer

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